Main-Tauber-Kreis/Rust. Die Judo-Abteilung des TSV Tauberbischofsheim ist beim Lotto Sportjugend-Förderpreis 2010 zum Landessieger gekürt worden. Bei der Preisverleihung am vergangenen Samstag im Europapark bei Rust wurden zudem noch fünf weitere Vereine aus dem Main-Tauber-Kreis geehrt. Neben dem TSV Vorbachzimmern, der im Bereich Franken den zweiten Platz hinter dem TSV Tauberbischofsheim errang, bekamen die Jugendabteilungen des TV und des SV Königshofen sowie die Tennisabteilung des TSV Markelsheim und der TV Dittigheim jeweils einen Anerkennungspreis.

Mit einer dramatisch inszenierten Show wurde der Landessieger bekannt gegeben: Die Namen aller zwölf Bezirkssieger - darunter auch die Judoabteilung des TSV Tauberbischofsheim - wurden auf der riesigen Leinwand im Europa-Park Dome eingeblendet. Nach und nach verschwanden Namen von Bezirkssiegern, doch die Tauberbischofsheimer Judoabteilung schien sich festgebissen zu haben. Joachim Fels, seit vielen Jahren Judo-Abteilungsleiter beim TSV Tauberbischofsheim, dachte sich währenddessen: "Bischeme wird doch noch weggehen."

Aber Bischeme verschwand nicht. Und als sich schließlich die Buchstaben des vorletzten Vereinsnamens auflösten, war auch ihm klar: Die Judoabteilung des TSV Tauberbischofsheim ist Landessieger des Sportjugend-Förderpreise 2010.

Die Judo-Kämpfer dürfen sich nun über 7000 Euro freuen - 2000 Euro für den Bezirkssieg und nochmal 5000 Euro für den Landessieg. Aus insgesamt 424 Bewerbungen hatte die Jury die Tauberbischofsheimer Judoabteilung ausgewählt und kürte sie damit für ihre vorbildliche Jugendarbeit. Überzeugt hatte die Jury insbesondere das Anti-Happy-Slapping-Projekt der jugendlichen Judo-Kämpfer. Beim "Happy Slapping" (deutsch: fröhliches Schlagen) spricht man von selbst gefilmten Gewaltvideos, die Jugendliche auf ihren Handys und im Internet ansehen und untereinander tauschen.

Anti-Happy-Slapping-Projekt

Die betroffenen Jugendlichen würden damit nicht nur Opfer von Gewaltdelikten, sondern durch die Videos zudem noch gedemütigt, erklärte Dr. Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Staatlichen Toto Lotto GmbH in der Laudatio. Er begründete die Entscheidung der Jury zugunsten der Judo-Abteilung mit der hervorragenden Gewaltpräventionsmaßnahme der Jugendlichen.

Knapp 30 jugendliche Judokämpfer des TSV Tauberbischofsheim hatten sich an der Aktion beteiligt und die Bevölkerung und insbesondere andere Jugendliche auf die gewaltverherrlichenden Videos aufmerksam gemacht. Dabei mahnten sie ihre Altersgenossen, solche Videos nicht weiter zu verteilen und sofort zu löschen. Neben Aktionen in der Tauberbischofsheimer Fußgängerzone, bei den Süddeutschen Meisterschaften und einer Ausstellung verteilten die Jugendlichen über 20 000 Flyer an Schulen und Rathäusern und ließen Poster und T-Shirts mit der Aufschrift "Stop - keine Gewaltvideos" drucken. Finanziert wurde die Aktion komplett von der Sparkasse Tauberfranken.

Direkt nach der Preisverleihung zeigte sich Joachim Fels gegenüber den Fränkischen Nachrichten völlig aus dem Häuschen: "Wir haben nicht mal mit dem Bezirkssieg gerechnet. Dass wir jetzt auch noch Landessieger geworden sind, ist echt der Knaller." Die Auszeichnung sie nun einmal mehr "Motivation, weiterzumachen". Gleichzeitig verwies Fels auf sein "tolles Team", das ihn jederzeit unterstützte, und natürlich auf die vielen Jugendlichen, die das Projekt in die Tat umgesetzt hätten.

Weitere Preisträger aus Franken

Weitere sechs der zehn geehrten Vereine kommen aus dem Bereich Franken (Heilbronn, Neckar-Odenwald-Kreis und Main-Tauber-Kreis). Für den zweiten Platz im Bezirk Franken erhält der TSV Vorbachzimmern 1500 Euro. Die Jugendabteilungen des TV und des SV Königshofen sowie die Tennisabteilung des TSV Markelsheim und der TV Dittigheim sind jeweils mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet worden. Er ist mit je 400 Euro dotiert. Die Preisverleihung im Europa-Park Dome bei Rust war eine von Höhepunkten gespickte Veranstaltung. Neben Stargästen aus dem Sportbereich, wie dem Fußballweltmeister von 1990, Guido Buchwald, bestaunten die Gäste zahlreiche atemberaubende Showeinlagen.

Neben Jonglage- und Revue-Künstlern aus dem Europa-Park traten der Beatboxer Robeat, die Tanzgruppe Ostalbhurgler "Aerial" und das Esslinger Sporttheater mit einer Nummer zur Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft auf.

Der Sportjugend-Förderpreis zeichnet seit 1998 Sportvereine mit einer vorbildlichen Jugendarbeit aus. Ausgelobt wird der Preis von Lotto Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und der Baden-Württembergischen Sportjugend. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von über 95 000 Euro an die ausgezeichneten Vereine verteilt.

www.sportjugendfoerderpreis.de

Quelle: Fränkische Nachrichten vom 30. Mai 2011 /Jérôme Umminger